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Einen Tag nach dem 20. April: Rader Neo-Faschisten stellen neue Seite in’s Internet

Webseite der Rader Nationalisten

FreundeskreisRaderNationalisten

Ohne Scham wird Adolf Hitler Happy Birthday gewünscht

Nur einen Tag nach den Fascho-Angriffen vom 20. April sind die Zeichen gemischt. Herrscht auf der einen Seite eine rege Diskussion unter den Anwohnern, ist auf der anderen Seite eine neue Internetseite im Internet: Der „Freundeskreis Rade(vormwalder Nationalisten)“ stellt sich vor und bekennt sich offen zur faschistischen „Volksgemeinschaft“ als Ziel.

Dieser „neuen“ Gruppe – von der wir annehmen, dass sie aus personell uns bereits bekannten Täterkreisen besteht – ist das öffentliche Bekenntnis zu „pro NRW“ sichtlich zu harmlos. Nach eigenen Angaben handelt es sich größtenteils um Jugendliche. Als bewegte Bürger verstehen sie sich nicht, sie sind Nationalisten, bezeichnen sich als andersdenkend und wollen mit Informationsmaterial auf sich aufmerksam machen und die Menschen über die wahren Verhältnisse aufklären.

In einem ersten Schritt beklagt man sich über „asoziale Schmiereien“ in Radevormwald. Hierunter verstehen diese Jugendlichen durchgestrichene Hakenkreuze. Die verwendeten Symbole legen nahe, dass es sich hierbei um bekennende „Nationale Sozialisten“, „Autunome Nationalisten“ und Schlimmeres handelt.

Flagge zeigen und sich nicht einschüchtern lassen:

VVN-Fahne-Dahlerau

Aus einem Haus in Dahlerau weht am Tag nach der Tat die VVN-Flagge

Auf der anderen Seite herrscht Entschlossenheit, aber auch Betroffenheit.

Im Besonderen die in den – schließlich auch in weiten Teilen sehr fortschrifttlich geprägten – Wupperorten wohnenden Linken diskutieren angeregt, wie man der Situation begegnet. Man wird sich nicht einschüchtern lassen. Aus einem Fenster weht die VVN-BdA-Fahne am Tag danach im Sonnenlicht. (Anm.: Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes, Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten)

Wenn der braune Terror zur Regel wird, dann müssen die Menschen zusammenrücken und einander schützen.. Nichts anderes geschieht jetzt in Radevormwald – Die Faschisten versuchen, die Straße zu erobern und ihre Gegner einzuschüchtern, in Angst zu versetzen. Wir sollen uns fragen: Wenn ich den Mund nicht halte, bin ich dann morgen der Nächste? Als Ziel nimmt man sich die mehrheitlich fortschritlich gesinnten Wupperorte.

Würden die Faschisten dieses Ziel erreichen, wäre das kein lebenswertes Radevormwald mehr.

Gegen diese Absicht der Faschisten muss man sich einsetzen. Und hierbei muss man jeden unterstützen der entweder gegen die Faschisten aufsteht, oder einfach nur ihr Opfer wurde.

Ein Führergeburtstag in Radevormwald

Ein Bericht von Fritz Ullmann, Stadtverordneter im Rat der Stadt Radevormwald

20. April 2011, Adolf Hitlers Geburtstag, ca. 21:15 Uhr.

Ein in den Wupperorten in letzter Zeit allzu bekanntes Bild:

Polizeieinsatz-20-April

Mehrere Einsatzwagen der Polizei in der Kirchstraße, Dahlerau

Drei Jugendliche stehen mit einem Kombi auf den Schienen bei dem alten Bahnhof Dahlerau (Wupperorte, Radevormwald). Sie sitzen in dem geöffneten Kofferraum und warten auf einen weiteren Freund.

Nahe bei der Stelle, am Wehr an der Wupper, feiern ca. 20 Personen bei einem Lagerfeuer. Es sind Nazis.

Ein Vermummter mit einem Stein in der Hand geht auf die Jugendlichen in ihrem Kombi zu. Er fragt sie, was für welche sie denn seien. Sie verstehen die Frage nicht. Er fragt direkter: „Seid ihr Faschos?“ – „Nein, wir doch nicht.“
„Seid ihr Linke?“
… nein, auch das seien sie nicht, sie haben damit nichts zu tun. Der Vermummte scheint zufrieden und meint: „Alles andere wäre nicht gut für eure Gesundheit.“
Er geht wieder zu der feiernden Gruppe.

Ein weiterer Jugendlicher, mit den drei Jugendlichen befreundet, beobachtet von einem Haus an der unteren Kirchstraße die Szene.
Als er sieht, dass die Nazis sich zusammenrotten und mit Knüppeln bewaffnet das Ufer hinauf rennen, ruft er seine Freunde per Handy an: Ihr müsst da weg, die Nazis kommen!
Die drei setzen sich in’s Auto, aber als sie losfahren wollen, sind die Nazis vor und hinter dem Wagen. Sie brüllen: „Verpisst euch ihr linken Schweine! Wir machen euch alle fertig!“
Ein Stein fliegt durch das offene Beifahrerfenster und trifft den Fahrer an der Brust (er bleibt im Fahrzeuginnenraum liegen und wird später von der Polizei sichergestellt). Ein Stein trifft das Auto vorne, ein weiterer hinten. Der Fahrer fährt einfach los.

Die Jugendlichen flüchten aus dem Tal, sie halten bei der Kirchstraße. Dort stellen sie das Auto ab und treffen auf Linke, die bereits von anderen Zeugen alarmiert wurden. Sie haben die Polizei gerufen. Der erste Streifenwagen ist schon eingetroffen. Die Polizei versucht die Lage zu klären. Sie befragt Zeugen und die Linken, nimmt Personalien auf. Weitere Streifenwagen treffen ein.
Und an der Wupper herrscht Aufruhr. Die Nazis rotten sich zusammen, streben auseinander, ziehen sich wieder an das Wupperufer zurück, dann bleibt ein Teil beim Bahnhof.

Schließlich fahren alle Polizei-Fahrzeuge bis auf eines in das Tal hinunter. Die Linken beobachten kurze Handgreiflichkeiten. Die Kriminalpolizei kommt mit einem Zivilfahrzeug und einem Spürhund dazu. Die Umgebung wird durchsucht, mehrere Personen befragt, zumindest eine Person am Ort verhaftet.
Ein Streifenwagen bleibt bei den Linken, wird aber später ebenfalls an die Wupper gezogen. Die Linken und die verbliebenen Jugendlichen beobachten die unheimliche Szene. Mit Handscheinwerfern durchsuchen Polizisten das Wupperufer. Der Staatsschutz beginnt noch am Abend zu ermitteln.