USA: In Kalifornien setzt Behörde Satellitennetz GPS gegen Schulschwänzer ein

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Der Schulbezirk Anaheim (Anaheim Union High School District) setzt mit diesem „freiwilligen“, für sechs Wochen geplanten Pilotprojekt einen Test aus dem texanischen Schulsystem fort. Es betrifft Schüler in der 7. und 8. Klasse. Diese werden nun verpflichtet, sofern sie im laufenden Schuljahr dreimal unentschuldigt dem Schulunterricht fern geblieben sind, ein GPS-Gerät mit sich zu führen.

Mit dem Satellitennetz könnten die schwänzenden Schüler dann von den Behörden geortet werden. Außerdem erhalten die Schüler am morgen einen automatisierten Anruf, der sie zum Schulgang ermahnt.

Das aber ist nur der Anfang eines Tagesablaufes, der weniger an den von Schülern, und mehr an den von Häftlingen auf Freigang erinnert.

So müssen die Schüler mehrmals am Tag manuell einen Code eingeben, damit ihre Position verlässlich bestimmt werden kann (schließlich könnte man sich des Gerätes ansonsten für eine gewisse Zeit entledigen). Diese Überwachung beschränkt sich nicht auf die schulisch genutzte Zeit: Die letzte Eingabe eines solchen Codes soll um 8 Uhr Abends erfolgen.

Darüber wird den Schüler ein „Coach“ zugewiesen, der sie mindestens drei Mal täglich überprüfen und allgemein sicherstellen soll, dass sie rechtzeitig am Schulunterricht teilnehmen.

Die freiwillige Aufgabe der eigenen Würde als erzieherisches Konzept

Im Austausch für die „freiwillige“ Beteiligung an dem Projekt werden den ca. 75 Schülern andere, teilweise Karriere-gefährdende Strafen erlassen.

Mit den Boot-Camps hatte das amerikanische Strafsystem in der Vergangenheit ein ähnliches Prinzip eingeführt; hier wurden Straftätern ihre anderweitigen Straftaten ganz oder teilweise erlassen, wenn sie sich bereit erklärten, unter schwersten Arbeitseinsätzen und gezielten Entwürdigungen eine verkürzte Haftzeit freiwillig in einem solchen Camp zu verbringen. Schon dieses System hat sich aber nicht bewährt: Zwar ist die Haltung (jede andere Bezeichnung wäre eine Beschönigung) der hart arbeitenden und frei verwendbaren Boot-Camp Häftlinge ökonomischer als die Verwahrung normaler Gefangene, da diese gewisse Grundrechte haben und dementsprechend nicht so produktiv arbeiten – Dafür ist die Rückfallquote noch um einiges höher als im normalen Strafvollzug der USA.

Menschen durch die Androhung anderweitiger Bestrafung zu nötigen, „freiwillig“ ihre Menschenwürde aufzugeben, gilt in den Vereinigten Staaten weiterhin als förderlich für die Bildung des Charakters.

In Texas war der Test übrigens vergleichsweise harmlos: Dort war man der Ansicht, ein Schüler sollte seine Menschenwürde frühestens nach 20 geschwänzten Schultagen verlieren. Und da gelten die Texaner in unseren Breitengraden als hitzköpfig…

2 Gedanken zu „USA: In Kalifornien setzt Behörde Satellitennetz GPS gegen Schulschwänzer ein

  1. Klaus

    In Deutschland wäre das doch gar nicht vorstellbar! So die Steuergelder zu verpulvern, das ist hier nicht möglich. Ich frag mich, warum die Amis nur aus Vernunfts- und Vertrauensmangel heraus die nächste Generation unbedingt ausspionieren müssen.

  2. Fritz Ullmann Beitragsautor

    Hallo Klaus,

    grundsätzlich würde ich mich nicht darauf verlassen wollen, dass etwas derartiges in Deutschland nicht möglich wäre. Auch als Stadtratsmitglied kann ich sagen: Es ist erstaunlich, was – im negativen Sinne – alles denkbar ist.

    Und ich gebe daher auch zu bedenken: Die Entwicklung war in der Vergangenheit zumeist so, dass Derartiges aus den USA, erst in Deutschland verlacht und für undenkbar erklärt, mittelfristig dann doch auch in Deutschland diskutiert und sogar oft umgesetzt wurde.

    Beste Grüße

    ~Fritz Ullmann

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